Beide Augen zu und durch! - Ein Blinder baut sich ins Guinnessbuch der Rekorde

Beide Augen zu und durch!Ein Blinder baut sich ins Guinnessbuch der Rekorde

Wolfgang Hermann hat sich fast komplett eigenhändig ein Haus gebaut.Das Unglaubliche daran:Er ist blind!

„Alles anscheinend Unmögliche hat ein Verfallsdatum. Es liegt an uns, dieses zu bestimmen.”

Wolfgang Hermann

Ich erinnere mich noch, als sei es gestern gewesen.

30.08.2015 – Meine Eltern und ich schauen im NDR die Fernsehsendung „Kaum zu glauben!”.

Auf einmal taucht dort dieser Mann mit der unfassbaren Geschichte auf – komplett blind und baut sich selbst ein Haus!

Man konnte es sich solange einfach nicht vorstellen, bis man den kurzen Einspielfilm gesehen hat.

Daraufhin war für mich klar: Ich muss diesen Mann treffen!

Nach einer etwa zehnstündigen Fahrt aus dem Ruhrgebiet ins niederbayerische Ruhstorf an der Rott, stehe ich auf einmal vor seinem Haus.

Dank Wolfgang weiß ich, dass es keine Limits gibt

Was ich an diesem Tage sehen und lernen durfte, hat mein Denken rasant geprägt.

Der blinde Hausbauer hat mir bewiesen, dass es keine Limits gibt, dass man wirklich ALLES ALLES ALLES schaffen kann.

Dazu eine humorvolle und gelassene Art, die seinesgleichen sucht.

Ich werde die Bilder nicht mehr vergessen.

Ein Blinder, der auf dem Dach arbeitet.

Ein Blinder, der an der Kreissäge arbeitet, Strom- und Wasserleitungen verlegt, es ist unfassbar.

Ein Blinder, der uns Sehenden weit, weit voraus ist, denn er beschränkt sich nicht selbst.

Seht selber!

Details zum Buch

Erhältlich als eBook, Taschenbuch und gebundene Ausgabe

Verlag: Tredition und Amazon KDP

120 Seiten (Taschenbuch-Ausgabe)

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Vorwort

Meine Reise führt mich diesmal ins tiefste Niederbayern.

Am 23.08.2017 starte ich um 12:55 Uhr an einer Bushaltestelle in Bochum; knapp zehn Stunden später, mittlerweile ist es draußen längst dunkel geworden, erreiche ich den Hauptbahnhof in Passau.

Nach einer Übernachtung im unmittelbar danebengelegenen „Rotel Inn” werde ich am kommenden Morgen von Wolfgang und einer Freundin von ihm mit dem Auto am Bahnhof abgeholt.

Ich bin sehr dankbar, dass mich die beiden mit dem Auto einsammeln konnten, denn eine Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre auf dem dünn besiedelten Land durchaus kompliziert geworden und hätte mich noch einmal eine ganze Weile gekostet.

Die Fahrt an diesem sonnigen Tag führt vorbei an wunderschönen Landschaften.

Als die Freundin in bayerischem Dialekt fragt, wie spät es ist, möchte ich bereits mein Handy aus der Hosentasche ziehen, als ich eine Stimme höre, die mir zuvorkommt.

Ich hatte zuvor noch gar nicht darüber nachgedacht, wie ein Blinder eigentlich die Uhrzeit liest, doch bekomme ich in diesem Moment bereits die Antwort: Wolfgang hat eine spezielle Armbanduhr, welche ihm auf Knopfdruck die Uhrzeit vorliest. Sehr interessant!

Auf der Weiterfahrt erfahre ich ein weiteres Detail, über welches sich viele Sehende wahrscheinlich noch nie Gedanken gemacht haben. Der blinde Hausbauer erklärt mir, wie er die Geldmünzen bzw. Geldscheine auseinanderhält. An dieser Stelle geht mir das nächste Licht auf, wie wenig man als jemand, der nicht darauf angewiesen ist, über solche Dinge nachdenkt.

Klar, woher soll denn ein Blinder wissen, wie viel Geld er da gerade in der Hand hält?

Bei den Münzen sei dies relativ einfach. Diese könne man anhand der Beschaffenheit der Ränder, die eine bestimmte Riffelung aufweisen, in Kombination mit der Größe der Münze recht schnell auseinanderhalten.

Euromünzen haben unterschiedliche Riffelungen an den Münzrändern
Euromünzen haben unterschiedliche Riffelungen an den Münzrändern

Für die Geldscheine verwendet Wolfgang eine spezielle Schablone.

Zwar hätten die neuen Euro-Scheine auch eine bestimmte Riffelung, anhand derer sie zu identifizieren seien, noch besser auseinanderhalten könne man die Scheine aufgrund des Längenunterschiedes aber mithilfe der Geldscheinschablone.

Wolfgang nutzt die CashTest Geldscheinschablone
Wolfgang nutzt die CashTest Geldscheinschablone | © Volkhard Sobota
Rundgang durchs Haus

Schon von außen ist man beeindruckt von seinem Haus und fragt sich, wie das bloß ein Blinder in Eigenarbeit errichten konnte.

„In welchem Jahr hast du angefangen zu bauen?”, spreche ich meine Frage aus.

„Ende der 90er-Jahre. Mittlerweile schon ein bisschen her”, lacht er.

„Das ist ja wirklich ein richtiger Palast, den du dir hier hingesetzt hast”, kommentiere ich tiefbeeindruckt.

Wolfgangs Haus in der Seitenansicht
Wolfgangs Haus in der Seitenansicht

„Wie viel Quadratmeter ist dein Palast groß?”

„Die Gesamtfläche beträgt 930 m². Das Haus geht über drei Stockwerke”, antwortet Wolfgang.

„Und du hast es komplett alleine gebaut?”

„Nicht ganz. Die tragenden Gebäudeteile haben Handwerker übernommen, die nicht tragenden ich selbst.”

Wolfgangs Haus in einer frontaleren Ansicht
Wolfgangs Haus in einer frontaleren Ansicht

Ihm war es übrigens außerordentlich wichtig, dass diese Antwort auf jeden Fall mit in das Buch kommt, da er sich „nicht mit fremden Federn schmücken möchte.”

Mir bleibt trotzdem bereits an dieser Stelle nichts anderes übrig, als „Alle Achtung!” zu sagen.


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